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Studienreise Kairo und Ägypten

Ägyptens Hauptstadt Kairo genießt zu Unrecht den Ruf, ein Moloch zu sein. Afrikas größte Metropole ist ein spannendes Ziel für Studienreisen mit vielen kulturellen Möglichkeiten. Das andere Kairo im Rahmen einer Rundreise kennenlernen Inmitten von Afrikas größtem innerstädtischen Park befindet sich die schönste Freilichtbühne Kairos. Der kleine Veranstaltungsort in Gestalt eines antiken Theaters schmiegt sich an einen Hang des Al-Azhar-Parks und öffnet seine Bühne von April bis Oktober ägyptischen, gelegentlich auch ausländischen Musikern. Sanft legt sich der Klang ihrer Instrumente an warmen Sommerabenden über das Gelände. Im El Genaina Theatre, zu deutsch Garten- oder Parktheater, treten Orchester auf, die traditionelle arabische Musik spielen, aber auch Bands aus der jungen unabhängigen Szene Ägyptens, unter ihnen Stars wie Wust El Balad, Eftekasat oder El Dor Al Awal. Besonders dann herrscht eine fast intime Klubatmosphäre, bei Jazz, elektronischer Musik, wie arabischen Pop oder einem furiosen Mix aus allem gleichzeitig. Wer im Rahmen seiner Studienreise für einen anstrengenden Tag an den Pyramiden von Gizeh kreuz und quer durch die immerfort verstopfte Riesenmetropole Kairo musste, der kann sich an einem Abend im El Genaina Theatre mit der ägyptischen Hauptstadt wieder versöhnen. Auf der Bühne spielt die Band vor ein paar hundert Zuschauern, das Publikum ist großstädtisch, jung und gutgelaunt, und hinter der Bühne leuchtet ein angestrahltes Stück der alten ajjubidischen Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert. Erst beim Bau des Al-Azhar-Parks vor einigen Jahren wurde es unter Schutt und Müll wiederentdeckt und sorgfältig saniert. Von den Hügeln des Parks bietet sich bei der Rundreise ein großartiger Blick auf die orientalische Altstadt Kairo. Der Al-Azhar-Park in Kairo ist bis Mitternacht geöffnet. Nach Einbruch der Dunkelheit wirkt das Altstadtpanorama noch geheimnisvoller als bei Tageslicht. Den Konzertabend im El Genaina Theatre könnte ein Dinner im Parkrestaurant Citadel View Studio Misr einleiten. An einem der Freilufttische des Restaurants kann man die Spaziergänge durch die Altstadt besonders gut planen oder Revue passieren lassen, denn hier liegt sie einem zu Füßen wie sonst nirgendwo in Kairo. Der Tisch mit der besten Aussicht ist Nummer 83 auf der Terrasse C. Unten im Dickicht des Viertels, abseits der touristischen Pfade, verbergen sich kleine Kostbarkeiten, die ägyptische Reiseführer eher selten ansteuern – entweder aus Zeitmangel oder weil sie glauben, dass die Klischees vom Orient am besten dort bedient werden sollten, wo sie von den Souvenirhä Am nördlichen Ende der Straße steht das Bab Al-Futouh, ein mittelalterliches Stadttor. In Machfus´ Roman zwingen die britischen Besatzer Familienvater Abd al-Gawwab, im Torbogen eine Straßensperre auszuheben. Gleich daneben befindet sich die Moschee Al-Hakim, die von den Bewohner Al-Anuar genannt wird, die Moschee der Lichter. Mit etwas Überredungsgeschick und ein paar ägyptischen Pfund Trinkgeld kann man über das Gebetshaus das Stadttor und auch das Minarett besteigen. Der schiitische Bohra-Orden sanierte die Moschee, inklusive 4.000 Meter koranischer Kalligraphie. Zum Sonnenuntergang heben sich die weißgetünchten Wände des Innenhofes leuchtend vom dunkelblauen Himmel ab. Wenn dann noch die Mondsichel am Firmament steht, ist die märchenhafte Szene perfekt. Der Platz vor der Moschee heißt im Volksmund Souq al-Lamun, Zitronenmarkt, obwohl hier bis vor kurzem vor allem mit Knoblauchzehen gehandelt wurde. Aus dem Platz, noch vor wenigen Jahren unbefestigt und staubig, ist heute mit seinen Grünanlagen ein lauschiges Stück Altstadt geworden. Auf dem Weg zurück Richtung Süden passiert man nach 350 Metern den Eingang zur Darb al-Asfar, der Gelben Gasse. Sie ist ein Musterbeispiel an Stadtsanierung, vor allem weil dabei keine der 104 dort lebenden Familien umgesiedelt wurde. Alle Bewohner konnten ihre Geschäfte und Werkstätten weiter betreiben. ndlern eine satte Provision für jedes Stück erhalten, das ihre Touristengruppe kauft. Bei der Studienriese nach Kairo luxuriös übernachten Dass dieses einst eher traurige Stück Altstadt zu neuem Leben erwachte, sorgte für ein Novum. Im neuen Le Riad Hotel de Charme kann man erstmalig im islamischen Viertel auf orientalische Weise luxuriös und atmosphärisch zugleich wohnen. Das Beit al-Suheimi gegenüber vom Hotel ist das Kernstück der Gelben Gasse, ein ottomanisches Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert mit über 200 Mashrabiyas, also reich verzierten Sichtblenden aus Holz an den Fenstern. Das Haus ist abends auch Kulisse für Konzerte, vor allem klassischer arabischer Klangkörper. Überhaupt inspiriert die Altstadt neuerdings anscheinend Musikliebhaber. Im Beit al-Harrawi, zirka 150 Meter westlich des Hintereingangs der Al-Azhar-Moschee, leitet Naseer Shamma das Arabische Haus der Oud. Die Oud ist der Vorläufer der mittelalterlichen Laute, und Naseer Shamma unumstritten einer der ganz Großen auf dem Instrument. Abends finden im Beit al-Harrawi regelmäßig Konzerte statt, auch mit europäischen Musikern. Auf keinen Fall sollte ein Besuch von Kairos schönstem Kunstgewerbe- und Souvenierladen versäumt werden. Er heißt Al-Khatoun und befindet sich direkt neben dem Oud-Haus. Ein besonderes Mitbringsel von der Rundreise für die Lieben daheim finden Touristen unmittelbar hinter der Al-Azhar-Moschee. Die Buchbinderei Abdel Zaher prägt in nur wenigen Minuten Namen nach Wahl in Goldschrift auf die Stirnseite von wunderhübschen Notizbüchern. Buch und Prägung zusammen kosten ja nach Größe umgerechnet zwischen fünf und zehn Euro. Vielleicht möchte der Reisende aber auch nach einem langen Tag in der Altstadt seine Eindrücke von dieser Studienreise in einem eigenen dieser edlen Exemplare verewigen.